Gesundheit

Krafttraining für ältere Menschen?

Im Rahmen der Medizinischen Trainingstherapie zählt Krafttraining, durchaus auch an Geräten, zum Inhalt der allermeisten Rehabilitationsprogramme. So auch in den Medical Park Kliniken, deren Trainingsbereich sich durch außergewöhnliche Größe und hervorragende Ausstattung auszeichnet. Aber ist es sinnvoll, ältere Menschen einem Krafttraining auszusetzen? Sind ältere Menschen überhaupt in der Lage, ein solches Training umzusetzen?

In den letzten Jahren gab es viele wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema. Das Ergebnis ist auf den ersten Blick erstaunlich: Die Fähigkeit eines älteren Menschen, seine Muskulatur aufzubauen und Steigerungen der groben Kraft zu erzielen, ist prozentual genauso hoch wie die eines jungen Menschen.

Gerade im Alter sollte die Bedeutung einer gut entwickelten Muskelkraft nicht unterschätzt werden. Sie dient der Stand- und Gangsicherheit und ist damit einer der wesentlichsten Faktoren, Stürze zu verhindern (die Zahl der Schenkelhalsfrakturen älterer Menschen liegt in Deutschland deutlich über 100.000 pro Jahr).

Eine gute entwickelte Muskulatur beugt der Osteoporose vor, einer der häufigsten Krankheiten älterer und hochbetagter Menschen, die mit starken Schmerzen (z.B. bei Wirbelkörpereinbrüchen), Bettlägerigkeit und Immobilität einhergehen kann.

Muskelkraft gewährleistet die sog. Teilhabe älterer Menschen am sozialen Leben. Durch selbstbestimmte Mobilität sind ältere Menschen in der Lage, ihr Leben nach eigenen Wünschen und Vorstellungen zu leben und Pflegebedürftigkeit zu verhindern.

Viele Gründe, das Krafttraining gerade für ältere Menschen regelmäßig durchzuführen – auch (aber nicht nur) im Rahmen einer Rehabilitationsmaßnahme.

Ein kluger Wissenschaftler hat es vor Jahren so formuliert: mit Ausdauertraining lebt man länger, mit Krafttraining besser.

Prof. Dr. Thomas Wessinghage

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Aktiv sein gegen Krebs – aktiv leben nach Krebs

 

Kaum eine Krankheit wird landläufig so sehr als schicksalhaft angesehen wie der Krebs. Dabei gibt es den Krebs überhaupt nicht – hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich eine Vielzahl von Tumoren, deren Gemeinsamkeit das unkontrollierte und zerstörerische Wachstum ist. Insgesamt gibt es ca. 1,5 Mio. Krebspatienten in Deutschland. Am häufigsten sind Dickdarmkrebs (ältere Menschen), Brustkrebs (Frauen) und Prostatakrebs (Männer).

In der Bevölkerung noch nicht sehr lange bekannt ist die Tatsache, dass die Krebserkrankungen keineswegs als unvorhersehbare und unbeeinflussbare Schicksalsschläge anzusehen sind. Eine gesunde Lebensführung mit viel Bewegung, gesunder Ernährung und möglichst wenig Schadstoffeinfluss (Rauchen, Alkohol) kann dem Krebs wirksam vorbeugen. Diese Strategie hilft sogar, wenn die Krebserkrankung bereits aufgetreten ist und die Schulmedizin (Operation, Bestrahlung, Chemotherapie) zum Einsatz kommt. Auch deren Erfolgschancen steigen beträchtlich, wenn der Patient sein Leben stärker gesundheitsorientiert führt als zuvor.

Die wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu diesem Thema häufen sich in letzter Zeit, sind aber teilweise schon sehr alt. Bereits im Jahre 1922 wurde eine Studie schwedischer Wissenschaftler veröffentlicht, die sich dem Thema „Karzinom und Muskelaktivität“ widmete. Mittlerweile ist die schützende Wirkung der Bewegung bei ca. 15 verschiedenen Krebsarten wissenschaftlich nachgewiesen. Wir wissen also mehr – aber beileibe noch nicht alles.

Die körperliche Aktivität sorgt ganz offenkundig für die Optimierung vieler verschiedener Funktionssysteme im Organismus, vor allem des Immunsystems, das für die Erkennung und gegebenenfalls Ausschaltung ständig im menschlichen Körper entstehender Zellen verantwortlich ist, die nicht dem korrekten Bauplan entsprechen. Also auch von Krebszellen. Unsere Vorfahren kannten und nutzten diesen Effekt, wenn sie uns als Kinder „an die frische Luft“ schickten. Bis heute wissen wir allerdings nicht, welche Dosierung der körperlichen Aktivität die beste ist. Fraglos gibt es große individuelle Unterschiede.

Fest steht aber auch hier: wer rastet, rostet. Wer sich angemessen und regelmäßig bewegt, hat mehr vom Leben.

 

Rueckenschmerzen_132395412_SRückenschmerzen – Volksleiden der postmodernen Menschheit

Wie kann es nur sein, dass Rückenschmerzen nach Infektionen nach wie vor der zweithäufigste Grund sind, dass Patienten einen Arzt aufsuchen? Ist unser Rücken falsch gebaut?

An der Wirbelsäule selbst ist nichts falsch. Unser heutiger Lebensstil ist falsch.

Wir bewegen uns zu wenig, haben häufig Übergewicht und sitzen nahezu unentwegt. Und als der Mensch Stühle mit Lehnen erfand, hat er sich auch seine Rückenprobleme angeschafft. Denn diese Stühle (Sessel, Sofas, Autositze, ….) haben eine schier magische Anziehungskraft. Wir verbringen viele Stunden des Tages in Ihnen, manche Menschen gar ein halbes Leben.

Es ist leicht nachvollziehbar, dass die dauerhafte Entlastungshaltung – nichts anderes ist das Anlehnen in einem bequemen Sitzmöbel – eines auf Bewegung ausgelegten Systems früher oder später zu Schmerzen führen muss. Zunächst meist zu sog. unspezifischen Rückenschmerzen – die den Nachteil haben, ohne Maßnahmen recht bald wieder zu verschwinden. Manchmal steht auch ein vermeintlich auslösendes Ereignis im Vordergrund der Wahrnehmung, das dann in einen ursächlichen Zusammenhang mit den Schmerzen gebracht wird. Also nicht die nachhaltige Schwächung des Rückens sondern die „ungeschickte“ Bewegung (schweres Heben, Bücken o.ä.).

Anfangs sind es meist muskuläre Probleme, die den Schmerz verursachen. Verspannungen, Verhärtungen, d.h. eigentlich leicht nachvollziehbare Reaktionen eines punktuell überlasteten Systems. Und darum hilft auch sanfte Bewegung der Muskulatur oft am allerbesten, sich wieder im normalen Rhythmus anzuspannen und zu entspannen und damit ihre normale Funktion wieder aufzunehmen. Gegebenenfalls kann das unter fachkundiger Anleitung mit Hilfe eines Physiotherapeuten geschehen, dann braucht der Patient auch nicht zu befürchten, etwas falsch zu machen.

Erst wenn Lähmungserscheinungen auftreten oder die Schmerzen nach mehreren Wochen immer noch nicht nachlassen, kann eine Operation angezeigt oder unumgänglich sein. Wir gehen allerdings davon aus, dass in Deutschland viel zu viele Rückenschmerzen operativ behandelt werden. Operationen an der Wirbelsäule haben von 2006 bis 2011 um rund 136 Prozent zugenommen – von circa 97.000 auf etwa 229.000 Eingriffe [Deutsches Ärzteblatt 2013].

Was oft vergessen wird: Ein schlechter (schwacher) Rücken wird durch eine Operation nicht zu einem guten (starken) Rücken. Wenn der Patient die Fähigkeiten seines Rückens nicht verbessert, wird er sein Rückenproblem auf Dauer nicht los.

Darum ist ein Kerninhalt bei der Behandlung von Rückenpatienten in den Reha-Kliniken Medical Park St. Hubertus und Am Kirschbaumhügel der Aufbau der Rumpfmuskulatur.

Unser Leitbegriff lautet „Segmentale Stabilisierung“. Damit beschreiben wir die Fähigkeit der Rumpfmuskulatur, den Rücken in allen seinen Segmenten (Wirbelkörper und Bandscheiben) so zu stützen und zu führen, dass Überlastungen, Verletzungen und Schmerzen verhindert werden.Rueckenschmerzen_97197580_S

Unsere Physio- und Sporttherapeuten bringen unseren Patienten in der stationären Rehabilitation und auch in der Ambulanz Übungen bei, die jeder für sich selbst weiter umsetzen kann. Dann kann (und sollte) jeder für sich selbst weiter trainieren. Für einen starken Rücken.

Thomas Wessinghage

Fitnessstudio_128401058_SIst das Fitnessstudio für orthopädische Patienten geeignet?

Wer Probleme mit dem Rücken oder den Gelenken hat, dem wird oft der Besuch im Fitnessstudio empfohlen, um die stützende Muskulatur zu stärken.

TW: Das Ansinnen hinter dieser Empfehlung ist natürlich völlig richtig: Wer Probleme mit dem Bewegungsapparat hat oder den bei uns inzwischen so weit verbreiteten Muskel-Skelett-Erkrankungen (v.a. Rücken und Gelenke) vorbeugen will, muss den Stütz- und Bewegungsapparat kräftigen. Das gelingt gerade dem Anfänger am sichersten und erfolgversprechendsten mit Geräten, wie sie üblicherweise in Fitnessstudios stehen.

Sollten wir also auch als Patient mit chronischen Beschwerden regelmäßig ins Fitnessstudio gehen?

TW: Wenn Sie dort eine kompetente, auch in der Nachbehandlung gängiger Erkrankungen erfahrene Betreuung finden, lautet die Antwort: Ja – insbesondere, wenn die Trainer eine spezielle Ausbildung genossen haben (z.B. BSA-Akademie oder Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement). Einleitend sollte auf jeden Fall ein ausführliches Fachgespräch stattfinden, bei dem sich der Trainer über Ihre Krankheiten und Ziele informiert und Sie sich ein Bild von seiner Kompetenz machen können.

Wie ist es bei akuten Beschwerden?

TW: In diesem Fall ist zunächst der Arzt, auf seinen Rat hin gegebenenfalls auch der Physiotherapeut der richtige Ansprechpartner. Das Fitness-Studio kommt erst ins Spiel, wenn die akuten Schmerzen abgeklungen sind. Übungen können dennoch durchgeführt werden, aber nach Anleitung durch den Therapeuten und eher mit dem eigenen Körpergewicht als mit Krafttrainingsgeräten.

Wie oft pro Woche sollte ein Fitnesstraining durchgeführt werden?

TW: Hierzu gibt es eine einfache Regel, die viel Wahres enthält:

„Einmal ist keinmal, zweimal dient der Erhaltung des aktuellen Status, erst bei drei Trainingstagen pro Woche können Verbesserungen erzielt werden“.

Brauche ich im Fitness-Studio ständige Anleitung?

TW: Das kommt natürlich darauf an, wie gut Ihr Körpergefühl und Ihr Wissen über Trainingsmöglichkeiten sind. Meist ist es sinnvoll, den Trainer anfangs häufiger (1-2x/ Woche), nach einiger Zeit etwa alle 4-6 Wochen aufzusuchen, um die Ausführung der Übungen kontrollieren zu lassen und das Trainingsprogramm zu aktualisieren.

Wo liegen die Vorteile des Fitness-Studios?Fitnessstudio_128401034_S

Manche Menschen benötigen eine „Motivationshilfe“, um sich regelmäßig zu bewegen – sogar wenn es um die eigene Gesundheit geht. Das Ambiente und die sozialen Kontakte in einem Studio können großartige Motivatoren sein. Wer sich mit diesem Setting anfreundet, der sollte es nutzen. Zudem bieten die meisten Studios neben dem Gerätepark fürs Krafttraining auch Laufbänder/ -räder etc. fürs Ausdauertraining sowie Kurse wie Rückenschule, Aerobic, Pilates oder Yoga. Auch darin liegt eine der Stärken von Fitness-Studios, denn abwechslungsreiche Beanspruchung tut sowohl dem Körper gut als auch Seele und Geist.

 

Stepper_79454065_SSPORT MIT DER HÜFTENDOPROTHESE

Eine Hüftendoprothese ersetzt das eigene durch ein künstliches Gelenk, ist aber eben nur ein Ersatz. Daher ist es richtig und wichtig, sich an einigen Regeln zu orientieren, um Gebrauchsfähigkeit und Lebensdauer des neuen Gelenks zu optimieren.

Viele Probleme nach einer derartigen Operation entstehen aufgrund eines verbleibenden Kraftdefizits und damit verbundener Bewegungsasymmetrien (hinkendes Gangbild, Ausweichbewegungen etc.). Viele Endoprothesenpatienten haben noch Monate nach der Operation eine muskuläre Schwäche des operierten Beins.

Das operierte Gelenk sollte oft bewegt aber nicht überlastet werden. Krafttraining zum Aufbau der Muskulatur ist dementsprechend in einer mittleren Dosierung empfehlenswert, beispielsweise mit Gewichten, die zwischen 25 und 40 Wiederholungen pro Satz einer Übung ermöglichen. Besonders wichtig sind die Übungen für die Hüftabspreizung (seitliche Gesäßmuskulatur), Hüftstreckung (großer Gesäßmuskel) und Hüftaußenkreiselung (Hüftaußenrotatoren). Wichtig. Immer auch das gesunde Bein mittrainieren.

Ausdauertraining zum Wohle von Kreislauf und Stoffwechsel sollte regelmäßig aber in angemessener Dosierung erfolgen. Cross-Trainer und Fahrradergometer sind bestens geeignet, im Freien Nordic Walking, Wandern, Radfahren in nicht zu hohen Gängen und gelegentliches Joggen (maximal ca. 3x pro Woche 5 km).

Das Wichtigste ist sicherlich die regelmäßige – am besten tägliche – Aktivität ohne Überforderung. Immer sollte man sich nach der Bewegung besser fühlen als vorher, also aufgemuntert und belebt statt erschöpft.

Hueftprothese_131929747_SSollten Schmerzen oder sonstige Probleme auftreten, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Keinesfalls sollten Sie die Schmerzen ignorieren oder versuchen, sie „wegzutrainieren“.

Thomas Wessinghage

 

 

Osteoporose_128463659_XSOsteoporose – eine weltweite Epidemie

Etwa jede dritte Frau und jeder fünfte Mann in Deutschland entwickelt ab dem 50. Lebensjahr eine Osteoporose. Die Fallzahlen steigen weltweit stark an, da (nicht nur in Deutschland) die Mensche immer älter werden. In unserem Land wird die Zahl der Betroffenen auf etwa 8 Mio geschätzt. Eine genaue Angabe ist schwierig, da die Dunkelziffer sehr hoch ist.

Denn Osteoporose ist eine schleichende Krankheit. Oft treten keine Symptome auf, bis es irgendwann zu einem Knochenbruch kommt. Der kann durch einen Sturz ausgelöst werden, tritt oft aber auch spontan auf, vor allem an der Wirbelsäule.

Osteoporose schwächt den Knochen nachhaltig

Bei der Osteoporose kommt es zu einer Abnahme der Knochendichte (= festigkeit), die Mikroarchitektur des Knochengewebes wird zunehmend zerstört. So können schon leichte Stöße oder Stürze zu Knochenbrüchen führen. Am häufigsten treten die Brüche an Wirbelkörpern, am Handgelenk und am Schenkelhals auf, aber auch an Becken oder Oberarm. Die Folge sind oft lang anhaltende Schmerzen und stark eingeschränkte Mobilität mit einem massiven Verlust an Lebensqualität und der Fähigkeit, das Leben noch selbstständig zu meistern.

Etwa die Hälfte der von einem osteoporotisch bedingten Knochenbruch betroffenen Menschen erleidet weitere Frakturen. Experten schätzen, dass weniger als die Hälfte der älteren Menschen, die eine Schenkelhalsfraktur erleiden, wieder ohne Hilfe wird gehen können. Die Rate der dauerhaft pflegebedürftigen Patienten wird auf ca. 20 Prozent geschätzt.

Osteoporoserisiko erfassen

Wichtig ist es, schon frühzeitig das Risiko eines Knochenbruchs zu bestimmen. Dazu eignet sich neben dem ärztlichen Anamnesegespräch (schwere Krankheiten, Medikamente wie Kortisonpräparate oder Magensäureblocker und auch der Lebensstil können die Osteoporose auslösen oder beschleunigen) eine Knochendichtemessung. Bei auffälligem Befund muss eine Osteoporose-Behandlung eingeleitet werden, die sich dann aus Medikamenten, Nahrungsergänzungen (Vitamin D und Calcium) und meist auch einer Lebensstilveränderung zusammensetzen kann. Letztere betrifft vor allem regelmäßige Bewegung, idealerweise ein Kräftigungsprogramm für die Muskulatur, die geeignet ist, Stürzen vorzubeugen und gleichzeitig die Neubildung der Knochensubstanz zu fördern. Wichtig ist aber auch ein ausführliches Aufklärungsgespräch, z.B. um Stürze im heimischen Umfeld durch strukturelle Vorkehrungsmaßnahmen zu vermeiden (Haltegriffe im Bad, zweiter Handlauf an der Treppe, Stolperfallen beseitigen etc.).

Frühe Aufklärung der Öffentlichkeit

Man kann folglich viel tun – nein, man muss es tun! Das erklärte Ziel muss es sein, schon den ersten Knochenbruch zu vermeiden. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, er wird Sie ausführlich und kompetent informieren. Das Motto muss lauten: „Jetzt handeln, nicht erst, wenn es zu spät ist.“